Headshaking

Headshaking

Kopfschlagen und quälendes Kopfschütteln... Pferdeköpfe schütteln und schlagen, reiben und rotieren. Nur ein Tick? Mitnichten. Headshaking ist eine ernst zu nehmende und sehr quälende Erkrankung. Was verursacht diese Bewegungen? Meist sind es abrupt und spontan ablaufenden Bewegungen. Dann sieht es so als würde das Pferd nur ein lästige Fliege verjagen. Bei einigen Pferden tritt dieses Verhalten eher saisonal auf, bei anderen hingegen das ganze Jahr.

Definition und Symptome


Ein typisches Symptom von Headshaking beim Pferd ist heftiges und ruckartiges Kopfschütteln, als sei eine Fliege in die Nase geflogen.

Doch heftiges Kopfschütteln kann Symptom vieler Krankheiten sein. Wann also spricht man vom „echten“ Headshaking bei Pferden?

Headshaking (engl: „Kopfschütteln“) ist eine gravierende Verhaltensstörung des Pferdes, die sich in heftigem, scheinbar unwillkürlichem und sich ständig wiederholendem Kopfschlagen äußert. Durch das unaufhörliche Schlagen oder Schütteln mit dem Kopf ist das Reiten und/oder Arbeiten mit dem Pferd nur noch schwer möglich. Pausenloses Reiben des Kopfes an den Vorderbeinen, am Boden oder diversen Gegenständen gehört ebenfalls zum Verhaltensmuster des Headshakers.

In schweren Fällen kann sich der Zustand bis hin zu Gleichgewichtsstörungen und Sturzgefahr steigern, regelrechte Panikattacken machen das Pferd unkontrollierbar.

Dazu kommt ein heftiges Schnauben und Prusten, wobei die Nüstern meist weit und gerötet sind. Alle Erscheinungen deuten auf einen heftigen Juckreiz oder Schmerzen im Bereich der Nase hin. Bei vielen Pferden sind auch die Augen betroffen mit Schwellung, Rötung und Tränenfluss. Durch Sonneneinstrahlung und Wärme können sich diese Symptome weiter verstärken. Auch unter Beanspruchung (nach der Aufwärmphase) verschlimmert sich das Shaken in vielen Fällen.

Ursachen und Formen


Das Typische für Headshaking ist das ruckartige Kopfschütteln, als wäre ein Insekt in die Nase geflogen. Es gibt aber noch viele weitere Symptome, die zu berücksichtigen sind. Oft kann man bei Pferden zusätzlich ein Spiel mit den Lippen oder der Zunge, oder das Schlagen mit dem Huf zu den Nüstern beobachten. Dabei wird auch die Nase gerieben und das Gesicht schmerzhaft verzogen. Bevor man also mit der Behandlung beginnt, ist es wichtig das Tier genaustens zu beobachten, die Ursachen zu kennen und die Form von Headshaking zu analysieren.

Die Ursachen für das Headshaken können sehr vielfältig sein. Es kann durch Störungen in den verschiedensten Körperteilen (z.B. Ohren, Augen, Zähne, Atmungsorgane, Halsmuskulatur, Rückenwirbel, zentrale Nervensystem) ausgelöst werden – meist treten dabei noch weitere, auf die Grunderkrankung hinweisende Symptome auf.


Zusätzlich dazu wird auch eine Beteiligung von Herpesviren (EHV-1-Infektionen) diskutiert, in deren Folge es zu erhöhter Reizempfindlichkeit in der betroffenen Schleimhaut kommt.


Insbesondere bei sogenannten idiopathischen Shakern, bei denen die Symptomatik keine weiteren Hinweise auf eine zugrundeliegende organische Ursache gibt, werden allergische Reaktionen vermutet. Der allergische Headshaker reagiert auf sensibilisierende Faktoren (Allergene) in seiner unmittelbaren Umgebung wie z.B. Pollen, Heu- oder Rapsblüte, Staub oder Insekten. Erschwerend dazu kann der Ammoniakgehalt im Einstreu sein, der die Nasenschleimhaut zusätzlich reizt.


Bei vielen betroffenen Pferden verschlimmert sich das Leiden unter Sonneneinstrahlung, bei einigen Tieren gilt der Sonnenlichtreiz sogar als die alleinige Ursache für das Shaken (photic Shaker).


Auch in der Humanmedizin (photic sneeze) ist eine ähnliche Erkrankung bekannt, welche erblich bedingt ist. So kann auch beim Pferd eine erbliche Disposition für das Leiden nicht ausgeschlossen werden. Die betroffenen Pferde suchen Schatten und Dunkelheit und versuchen, ihren Kopf unter den Schweif von Artgenossen zu stecken. Da Pferde nicht wie Menschen nießen können, reagieren sie mit Schnauben und Kopfschlagen. Diese Pferde können nachts und in der Halle in der Regel relativ problemlos geritten werden.


Neuere Untersuchungen deuten auch darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen dem Headshaking und einer Minderversorgung von bestimmten Mikronährstoffen besteht.

Diagnose


Bei der Diagnosestellung und Ursachenabklärung ist eine genaue Beobachtung des Pferdes durch seinen Reiter oder Besitzer unbedingt notwendig. Ein umfassender Vorbericht kann dem Pferd aufwendige Untersuchungen und dem Besitzer unnötige Kosten ersparen. Der Untersucher kann das Pferd nur zum Zeitpunkt der Untersuchung quasi in einer Momentaufnahme beurteilen, während sich die Beobachtungen des Betreuers über den gesamten Zeitraum erstrecken. Nur durch eine gewissenhafte Bestandsaufnahme aller Fakten (Anamnese) kann sichergestellt werden, dass keine wertvollen Hinweise unberücksichtigt bleiben.


So ist es u.a. wichtig abzuklären, ob das Shaken nur über die Sommermonate oder über das ganze Jahr mehr oder weniger gleichmäßig auftritt. Spielen Sonnenlicht, Pollenflug, Arbeit und Stress eine Rolle? Tritt das Headschaken auch in der Halle oder nur in der Nähe von Feldern, Hecken und bestimmten Bäumen auf? Shakt es auch nachts oder bei Regen?


Durch sorgfältige Ermittlung der Begleitumstände unter denen das Shaken auftritt oder sich verschlimmert, lassen sich essentielle Rückschlüsse auf eine Allergen-bedingte Ursache des Headshakings ziehen.


Ein sicherer Befund ist daher nur durch eine klinische Untersuchung in Verbindung mit einer weiterführenden Diagnostik (wie z.B. Allergietests) möglich.


Therapiemöglichkeiten


Viele Krankheiten sind eindeutig und daher auch relativ einfach in der Therapiefindung. Dies ist bei Headshaking leider nicht der Fall. Jedes Tier kann ganz unterschiedliche Ursachen, Formen und Ausprägungen dieser Krankheit aufweisen. Daher ist es umso wichtiger, so viele Details wie möglich zu sammeln und daran angepasst die bestmöglichen Therapiemöglichkeiten zu wählen.

Falls das Shaken ein Symptom einer Grunderkrankung darstellt, sollte diese entsprechend behandelt werden.


Im allen anderen Fällen wie z.B. beim idiopathischen Headshaking gibt es keine grundlegende Therapie, so dass die herkömmliche Therapie in der Regel nur rein symptomatisch ist.


Zumindest beim Allergen-bedingten Shaker stellt eine Desensibilisierung nach vorausgegangenem Allergietest eine grundlegende Therapiemöglichkeit dar.


Als operative Maßnahme kann ein infraorbitaler Nervenschnitt durchgeführt werden, der allerdings nur bei ca. einem Drittel der operierten Pferde zum Erfolg führt. Diese Methode hat darüber hinaus den Nachteil, dass das im Maulbereich unempfindlich gewordene Pferd dazu neigt, sich selbst Verletzungen zuzufügen.


Mechanische Hilfsmittel wie z.B. Netze zur Abdeckung von Nase, Maul und Augen haben zumindest unterstützend, in leichteren Fällen auch für sich allein gute Erfolge. Bei starker Lichtempfindlichkeit kann eine komplette UV-Schutz-Decke zur Anwendung kommen.


Es werden zusätzlich auch eine Reihe von naturheilkundlichen und homöopathischen Methoden beschrieben, die bei Headshakern zum Einsatz kommen. In wieweit diese auch tatsächlich wirksam sind, lässt sich objektiv nicht beurteilen, da es für die meisten dieser Therapie-Ansätze keine klinischen Fall- oder Studiendaten gibt. Daher sollte bei der Auswahl jeglicher Therapieansätze berücksichtigt werden, ob diese auch tatsächlich Studien-basiert sind.


Ganz wichtig ist es, die Fütterungs- und Haltungsbedingungen zu optimieren. Im Falle einer Minderversorgung mit bestimmten essentiellen Mikronährstoffen sollten diese Defizite durch eine Anpassung der Fütterung ausgeglichen werden.


Insbesondere ist die Umgebung des Pferdes möglichst staubfrei zu halten. Das Heu sollte nicht nur leicht angefeuchtet werden, sondern ca. zwei Stunden vor der Fütterung gut nass gemacht werden. Auch die Einstreu ist möglichst staubfrei zu gestalten, wobei das Umstellen von Stroh auf Sägespäne nicht immer zu empfehlen ist, da es Allergiker unter den Pferden gibt, die auf Sägespäne mit Quaddelausschlag reagieren. Headshaker sollten die Möglichkeit haben, sich tagsüber in einen dunklen, schattigen Bereich unterzustellen.


Starke körperliche Beanspruchung und Stress sollten zudem vermieden werden.

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